Von der Wildkatze zum Stubentiger – Die Geschichte der Hauskatze

Die Geschichte der Hauskatze geht weit in der Zeit zurück. Katzen sind bereits seit langem ein treuer Begleiter der Menschen. Obwohl sie heute oft als verwöhntes Haustier betrachtet werden, waren sie ursprünglich wilde Raubtiere, die es geschafft haben, unsere Herzen und Häuser im Sturm zu erobern. Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit und schauen uns an, wie die Katze im Laufe der Jahrtausende zu dem wurde, was sie heute ist: ein geliebtes Familienmitglied, das wir nicht mehr missen möchten.

Die ersten Anfänge – eine reine Zweckgemeinschaft?!

Die Hauskatze, auch bekannt als Felis catus, ist das älteste domestizierte Tier der Welt. Ihre Geschichte beginnt bereits vor mehr als 10.000 Jahren und ist eng mit der der Menschheit verbunden. Wissenschaftler vermuten den Ursprung der Hauskatze im Nahen Osten. Die ersten Menschen begannen, ihr ursprüngliches Leben als Nomaden aufzugeben und sesshaft zu werden. Sie betrieben Ackerbau und errichteten erste Siedlungen. Das weckte natürlich auch die Neugier der Wildkatzen, die in den angrenzenden Gebieten lebten. Denn dort wo es Menschen und Nahrungsvorräte gab, gab es auch Nagetiere und Essensreste. Angelockt von dieser leicht verfügbaren Nahrungsquelle trauten sich die Wildkatzen immer mehr in die Nähe der Menschen. Und diese freuten sich über den willkommenen Besuch, denn die Vierbeiner halfen, die Nagetierpopulation unter Kontrolle zu halten und die Nahrungsvorräte vor gefräßigen Schädlingen zu schützen. Jedoch blieb es zunächst noch bei gelegentlichen Besuchen. Die Urahnen der Stubentiger waren noch lange nicht bereit, ihre Freiheit aufzugeben, und so sollte es noch einige Jahrtausenden dauern, bis aus der Wildkatze des Nahen Ostens ein Haustier wurde.

Der Aufstieg zur Gottheit – Die Katze im alten Ägypten

Der Siegeszug der Katze begann vor rund 3.600 Jahren im alten Ägypten. In der Hochkultur genossen die Fellnasen ein ganz besonderes Ansehen. Die alten Ägypter schätzten sie nicht nur als hilfreiche Schädlingsbekämpfer, sondern verehrten sie auch als heilige Tiere mit mystischen Eigenschaften. Sie beteten zu mehreren Gottheiten in Katzengestalt und verewigten die Mini-Tiger auf zahlreichen Kunstwerken und verkörperten sie in imposanten Statuen. Die Bewohner des Nillandes waren die Ersten, die Katzen gezielt züchteten und als Haustiere hielten. Sie glaubten, dass Katzen magische Kräfte besaßen und böse Geister und Krankheiten abwehren konnten. Die Ägypter pflegten auch den Brauch, Katzen wie menschliche Verstorbene zu mumifizieren und in speziellen Gräbern beizusetzen. Oft wurden sie auch mit den Menschen bestattet, um sie auf ihrer Reise ins Jenseits zu begleiten.

Im alten Ägypten wurden die Katzen für Götter gehalten. Sie selbst haben dies scheinbar nie vergessen.

Katzen erobern die Welt

Im Laufe der Geschichte verbreitete sich die Hauskatze von Ägypten aus in andere Teile der Welt. Getreideschiffe, die von Alexandria aus das römische Reich versorgten, nahmen Katzen als Mäuse- und Rattenfänger mit an Bord. Das war für die kleinen Räuber die Gelegenheit, in vielen Hafenstädten neue Populationen zu gründen und von dort aus auch das Binnenland zu erobern. Und auch bei den Römern waren die Miezen äußerst beliebt, denn sie halfen die Schädlinge in den städtischen Wohnungen zu bekämpfen. Als die Römer vor rund 2.000 Jahren ihr Reich massiv ausdehnten, waren die Katzen natürlich mit von der Partie. Bald waren sie in ganz Europa heimisch. Über wichtige Handelsrouten erreichten sie kurz nach der Zeitwende den Fernen Osten. Über Mesopotamien gelangten sie nach China, Indien wurde über den Land- und Seeweg besiedelt. Und auch Christoph Kolumbus und andere berühmten Entdecker hatten die flauschigen Mäusefänger bei ihren Atlantiküberquerungen mit an Bord.

Über den Seeweg eroberten die Stubentiger die Welt.

Ein dunkles Zeitalter in der Katzengeschichte

Wurden die Katzen im alten Ägypten noch als Gottheiten verehrt, so degradierte sie die Kirche in einigen Teilen des mittelalterlichen Europas zum Abbild des Satans. Damit begann das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Hauskatze. Während der Hexenverfolgung fielen auch unzählige Katzen dem Scheiterhaufen zum Opfer. Sie wurden als das personifizierte Böse angesehen und gezielt gejagt und getötet. Die Folgen dieser sinnlosen Ausrottung waren fatal. Die Nagerpopulation in den Dörfern und Städten explodierte nahezu und tödliche Seuchen wie die Pest, konnten sich rasant ausbreiten, da Ratten die Überträger waren. Viele Menschen fielen damals dieser Epidemie zum Opfer. Doch das war nicht überall so. In anderen Regionen und Kulturen Europas waren die Stubentiger weiterhin nützliche Helfer und geschätzte Haustiere und wurden oft in der religiösen Kunst dargestellt.

Besonders schwarze Katzen hatten es im Mittelalter schwer.

Katzen in anderen Kulturen – Ihr Ansehen heute

Es dauerte bis zur Renaissance, bis sich die Vorurteile gegenüber Katzen überall in Europa änderten und sie wieder als nützliche Helfer und treue Begleiter geschätzt wurden. Während Katzen in der westlichen Welt überall als beliebtes Haustier gelten, sind sie in anderen Kulturen weit mehr als das. Im traditionellen Japan gelten sie als Glückssymbol und finden sich in vielen Formen in der fernöstlichen Kunst wieder. In China steht die Katze als Zeichen für Weisheit und Intelligenz. Auch wenn es in unserer heutigen, aufgeklärten Welt keinen rituellen Tierkult wie im alten Ägypten mehr gibt, so ist die Faszination für diese anmutigen Tiere bis heute unverändert.

Maneki-Neko – Die Winkekatze ist ein japanischer Glücksbringer.

Zahmes Schmusekätzchen oder immer noch wilder Jäger?

Die Erfolgsgeschichte der Hauskatze ist weiterhin ungebrochen. Heute gibt es schätzungsweise mehr als 600 Millionen Stubentiger weltweit. Allein in Deutschland leben ca. 17,7 Millionen, Tendenz steigend. Wir schätzen sie als treue Begleiter und geliebte Mitbewohner. Für ihre ursprüngliche Funktion als Schädlingsbekämpfer werden sie heutzutage in erster Linie nicht mehr eingesetzt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Hauskatzen weiterentwickelt und immer mehr an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Trotzdem haben sie noch viel von ihren wilden Instinkten bewahrt und zeigen uns oft ihr unabhängiges und geheimnisvolles Wesen. Die Katze ist das einzige Haustier, das sich selbst domestiziert hat, da sie sich aus freien Stücken den Menschen angeschlossen hat. Und wir sind froh darüber, dass sie das getan hat, denn ein Heim ohne Katze ist wie ein Aquarium ohne Fische.